Wie schreibt und veröffentlicht man sein eigenes Buch, Jessika?

Jessika vom Goldrauschen-Blog ist nicht nur passionierte Bloggerin, sondern auch Buch-Autorin. Nachdem ihr erstes Buch „Glücksorte in Erfurt“ durch ihren ehemaligen Blog Feels like Erfurt zustande kam und in einem klassischen Verlag erschien, hat sie sich bei ihrem zweiten Werk für einen „Alleingang“ entschieden. Was genau das bedeutet und wie der Entstehungsprozess von der ersten Idee bis zum fertigen Buch ablief, erzählt uns Jessika in diesem Beitrag.

Etappe 1: Von der Idee zum Konzept

Als ich die Idee für mein Buch geboren habe – ich glaube, das war irgendwann im Jahr 2019 – hatte ich mir vorgenommen, „nur“ ein E-Book zu veröffentlichen. Darin wollte ich all mein Wissen rund um meinen Job als Texterin und Corporate Bloggerin bündeln und gut verständlich sowie unterhaltsam an andere weitergeben.

Weil ich von Anfang an wusste, dass dieses Vorhaben nicht Hals über Kopf umgesetzt werden kann, setzte ich mich zunächst hin und schrieb ein umfassendes Konzept auf. Ich versuchte, dabei so kleinteilig wie möglich zu denken und neben offensichtlichen Punkten auch jede Menge Details festzuhalten. Auf diese Weise entstand ein erstes Gerüst für mein Buch (bzw. E-Book), mit dem ich in den folgenden Monaten gut arbeiten konnte.

In meinem Konzept hielt ich unter anderem diese Aspekte fest:

  • Gliederung mit Unterpunkten
  • Haupt- und Neben-Zielgruppe(n)
  • Leser:innen-Ansprache
  • Einflechten von Expert:innen-Interviews für zusätzliche Perspektiven
  • Ziel bzw. Problem, das ich löse

Etappe 2: Schreiben, schreiben, noch mehr schreiben

Als die (grobe) Gliederung stand – im Laufe des Entstehungsprozesses nahm ich immer wieder kleinere und auch größere Korrekturen vor – begann ich mit dem Schreiben. Es gab mir Sicherheit und das Gefühl, nichts zu vergessen, mich immer wieder an meinem Konzept und meiner Gliederung zu orientieren – allein deswegen hatte sich die Vorarbeit also bereits gelohnt.

Beim Schreiben hielt ich mich weitestgehend an die Reihenfolge der einzelnen Kapitel, weil der Aufbau für mich schlichtweg schlüssig war. Ich kann mir aber vorstellen, dass auch ein „wilderes“ Vorgehen möglich gewesen wäre – hier kommt es sicher auf persönliche Vorlieben an.

Parallel zum Schreibprozess bereitete ich die Expert:innen-Interviews vor, die ich in mein Buch einflechten wollte. Die Idee dahinter: Andere Texter:innen zu speziellen Themen zu Wort kommen lassen, um dem Ganzen noch mehr Tiefe und Fachexpertise zu verleihen. Neben dem Formulieren meiner Fragen bedeutete das zusätzlich:

  • geeignete Texter:innen aus meinem Netzwerk anschreiben bzw. neue Kontakte via LinkedIn knüpfen
  • Absprachen
  • Zusenden der Fragen mit Bitte um Antworten und ein Foto

Etappe 3: Hilfe suchen und finden

Auch wenn ich mein Buch ohne Verlag geschrieben und veröffentlicht habe, möchte ich ungern von einem „Alleingang“ sprechen. Tatsächlich hatte ich nämlich Hilfe von zwei großartigen Frauen: Meiner Lektorin Kerstin und meiner Grafikerin Sarah.

Während ich Kerstin durch eine Internet-Recherche fand, meldete sich Sarah nach einem Aufruf auf Instagram bei mir. Das Lektorat funktionierte sehr gut „auf Distanz“ – also mit Absprachen per Telefon, Mail und Trello – doch beim Thema Grafik war mir ein persönlicher Austausch sehr wichtig. Bereits vor meinem Treffen mit Sarah teilte ich ihr meine Wünsche und Vorstellungen zum Layout mit. Sie erstellte im Anschluss erste Moodboards und Entwürfe, die wir dann bei einem Kaffee besprachen.

Gut zu wissen: Auch wenn ich die einzelnen Steps hier „isoliert“ voneinander beschreibe, möchte ich nochmal klarstellen, dass vieles parallel ablief. Es gab sogar eine kurze Phase, in der ich die letzten Kapitel schrieb, Kerstin schon mitten im Lektorat steckte und Sarah bereits das Vorwort ins Layout brachte. In der Praxis sind die Organisation und Koordination eines solchen Projektes also nochmal sehr viel aufwändiger als es in der Theorie klingt. Ich habe die komplette Orga und Kommunikation mit Kerstin und Sarah über Trello organisiert und war sehr glücklich mit dieser Entscheidung.

Etappe 4: Der Feinschliff

Irgendwann, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet und das Gefühl hat, in einem solchen Projekt zu ertrinken, erscheint plötzlich Licht am Ende des Tunnels. Bei mir wurde dieses zum ersten Mal sichtbar, als ich mein Manuskript abgeschlossen hatte und das letzte Kapitel zur Lektorin schickte.

So richtig greifbar wird das Ganze jedoch erst, wenn die Worte ins Layout gegossen werden und das Buch/E-Book somit Gestalt annimmt.  Auch wenn diese Phase sehr viel Spaß macht, ist sie gleichzeitig extrem anstrengend und langatmig – es geht nun nämlich um Details, die am Ende einiges ausmachen können, beispielsweise den Titel des Buches und die Cover-Gestaltung (ich weiß noch genau, wie schwer ich mich mit der Bildauswahl fürs Cover getan habe…).

Wie oft ich mein Buch durchgeschaut habe und wie oft ich noch einen Fehler entdeckt oder Änderungswunsch vermerkt habe, weiß ich nicht. Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann entschieden habe „Jetzt reicht’s! Du musst eine Ende finden, sonst wird das E-Book nie veröffentlicht.“ Also bat ich Sarah, mir die finale Version fertig zu machen, um sie anschließend „auf den Markt“ zu bringen.

Etappe 5: Vom E-Book zum Buch

Als ich mit dem Verkauf des E-Books startete, fiel mir erstmal ein riesengroßer Stein vom Herzen. Endlich war mein Produkt da! Endlich konnte ich es anderen Menschen zeigen! Endlich erhielt ich den verdienten Lohn in Form von Rückmeldungen und (selbstverständlich) Geld.

Was mir jedoch auch schnell klar wurde: Das E-Book fand nicht den reißenden Absatz, den ich mir dafür gewünscht hatte. Ich wartete eine Weile ab und ging dann in die Feedback-Offensive. Meine große Frage: „Hättet ihr mein E-Book lieber als ‚richtiges‘ Buch?“ Die eindeutige Antwort: „JA!“

Okay. Kurz durchatmen. Sammeln. Gedanken machen. Und dann wieder loslegen.

So ein „echtes“ Buch ist natürlich nochmal eine ganz andere Nummer als ein E-Book. Doch mir war klar: Wenn die Leute es haben wollen, dann muss ich es ihnen anbieten. Ich fing an, zu recherchieren und mich über verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung zu informieren.

So viel vorweg: Selfpublishing ist nicht gleich Selfpublishing – und nach umfangreichen Abwägen entschied ich mich gegen den „gängigen Weg“ via Anbieter wie BoD, ePubli oder Amazon.

Gleichzeitig überlegte ich, wie beziehungsweise an welchen Stellen das E-Book angepasst werden musste, um als Buch verkauft zu werden. Ich wollte den Aufwand so gering wie möglich halten und entschied mich gegen eine komplette Umgestaltung des Layouts. Stattdessen ließ ich meine Grafikerin „lediglich“ das Format anpassen, einige zusätzliche Seiten hinzufügen, Links entfernen (bzw. durch Short-Links ersetzen) und das Wort „E-Book“ durch „Buch“ austauschen.

Als schließlich alles so war, wie ich es mir vorgestellt hatte und der Probedruck geglückt war, bestellte ich mein Buch in einer kleinen Auflage in einer Online-Druckerei und wartete auf die heiß ersehnte Lieferung.

Gut zu wissen: Ich gebe zu – hätte ich von Anfang an vorgehabt, mein Buch tatsächlich als Buch und nicht als E-Book zu veröffentlichen, hätte ich manches (vor allem beim Layout) anders gemacht. Letztlich überwog jedoch der Wunsch, mir nicht nochmal 100 Tonnen Arbeit aufzuladen und einfach mal dem Motto „Better done than perfect“ zu folgen. Hat mich zwar Überwindung gekostet, war jedoch am Ende gar nicht soooo schlimm. Bisher hat mich noch niemand gefragt, was ich denn da für einen Sch*** verkaufe 😀

Etappe 6: Vertrieb und Marketing

Apropos verkaufen: Du willst nun sicherlich wissen, wie ich mein Buch (und auch mein E-Book) unter die Leute bringe.

Die Auflösung: Über den klassischen Buchhandel und typische Online-Akteure schon mal NICHT. Wie weiter oben bereits erwähnt, habe ich mich gegen den gängigen Weg des Selfpublishings entschieden und stattdessen eine Kombination aus Onlinedruckerei und der Verkaufsplattform Copecart gewählt.

  • Die Vorteile: Ich verdiene wesentlich mehr an jedem einzelnen verkauften Buch und E-Book und habe die volle Kontrolle. Gleichzeitig bietet mir Copecart viele Statistiken und administrative Hilfe (beispielsweise in Form von automatisierten Rechnungen).
  • Die Nachteile: Mein Buch hat keine ISBN und kann deswegen nicht über den allgemeinen Buchhandel gekauft werden (d. h. aktuell ist Copecart mein einziger Verkaufskanal). Außerdem muss ich mich eigenständig um den Versand meiner Bücher und das komplette Marketing kümmern.

Die Werbetrommel für mein Buch rühre ich vor allem über Instagram. Aber auch eine eigens für das Projekt erstellte Landingpage inkl. Blog (#Contentmarketing!), mein Goldrauschen-Blog, meine „professionelle“ Webseite und andere soziale Plattformen wie LinkedIn, Pinterest und Facebook spielen beim Thema Marketing natürlich eine wichtige Rolle. Am Ende versuche ich, einen ausgewogene Mix zu erschaffen und unterschiedliche Möglichkeiten (z. B. auch bezahlte Werbung) auszuprobieren.

Fazit: Ein eigenes Buch ist kein Ding der Unmöglichkeit

Insgesamt habe ich etwa ein dreiviertel Jahr erst an meinem E-Book und dann an meinem Buch gearbeitet. Ich habe einen kleinen vierstelligen Betrag in das Projekt investiert und somit natürlich auch einiges riskiert. Das meiste Geld floss in Lektorat und Grafik, kann also (streng genommen) auch eingespart werden. Ich würde mich jedoch immer wieder für professionelle Hilfe und die entsprechenden Ausgaben entscheiden, weil es die Qualität des fertigen Buchs einfach maßgeblich verbessert.

Abschließend möchte ich dir mit auf den Weg geben: Wenn du ein Buch veröffentlichen willst, dann warte nicht erst, bis sich ein Verlag bei dir meldet oder auf dein Exposé reagiert! Überlege dir stattdessen, wie du das Projekt auch eigenständig umsetzen kannst, was du dafür brauchst und wie du Baby-Step für Baby-Step vorgehst.

Ich weiß, wie einschüchternd so ein Vorhaben erst einmal auf einen wirkt. Aber ich weiß nun eben auch: Es ist machbar! Wenn du dein eigenes Buch in den Händen halten möchtest, dann kannst du es (mit dem nötigen Willen und Fleiß) schaffen.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg dabei!

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Artikel-Autor

Vom Feels like Erfurt- zum Goldrauschen-Blog - verdient mit dem Schreiben (tatsächlich!) ihr Geld und macht es sich gern am Rande des Wahnsinns gemütlich.

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